Dialyse und Nierentransplantation
Chronische Nierenerkrankungen, unter anderem auch das nephrotische Syndrom, können gut behandelt werden, wenn man sie rechtzeitig feststellt. Leider werden Nierenerkrankungen manchmal nicht direkt erkannt und erst spät behandelt. Aber auch bei frühzeitiger Behandlung ist es möglich, dass Menschen nicht ausreichend auf die Therapie ansprechen. Dann kann es dazu kommen, dass die Einschränkung der Nierenfunktion trotz Therapie weiter voranschreitet. Die Nieren kommen dann ihren Hauptaufgaben, wie beispielsweise der Entgiftung oder der Regelung des Wasserhaushalts, nicht mehr ausreichend nach. Entgiften die Nieren den Körper nicht mehr ausreichend, sammeln sich beispielsweise Harnstoff und Kalium im Körper und im Blut an. Das führt zu Symptomen wie Übelkeit, Erbrechen, Verwirrtheit bis hin zu komatösen Bewusstseinseinschränkungen oder lebensbedrohlichen Herzrhythmusstörungen. Deshalb ist es sehr wichtig, wenn die Nieren in ihrer Funktion versagen, ihre Arbeit zu unterstützen oder zu ersetzen. Eine Möglichkeit stellen hier Nierenersatzverfahren wie die Dialyse dar. Für viele Menschen ist eine Nierentransplantation langfristig die beste Option. Welches Nierenersatzverfahren bis dahin für Dich das beste ist, kannst du mit deinem Behandlungsteam besprechen.
01. Was ist Dialyse?
Die Dialyse ist ein Nierenersatzverfahren. Das bedeutet, die natürliche Funktion der Nieren wird dabei ersetzt. Die Dialyse regelt den Elektrolyt- und Wasserhaushalt und beseitigt Giftstoffe im Körper. Im Jahre 2019 erhielten etwa 80.000 Menschen in Deutschland eine langfristige Dialyse. Man unterscheidet hauptsächlich zwischen zwei verschiedenen Formen der Dialyse, die Hämodialyse und die Peritonealdialyse (Bauchfelldialyse).
02. Hämodialyse (Blutwäsche)
Bei der sogenannten Hämodialyse erfolgt die Entgiftung über das eigene Blut. Hierbei wird das eigene Blut über einen Schlauch in eine Maschine (Hämodialysator) geleitet, über eine Membran gereinigt und anschließend über einen weiteren Schlauch in den Körper zurückgeleitet.
Es gibt drei verschiedene Möglichkeiten, wie das Schlauchsystem mit dem Körper verbunden wird:
Shaldon-Katheter
Der Shaldon-Katheter wird zur Hämodialyse genutzt, wenn eine Notfalldialyse erfolgen muss. Der Shaldon-Katheter ist ein Plastikschlauch, welcher in lokaler Betäubung in die Halsvene eingeführt wird. Hierüber wird dann das venöse Blut in den Hämodialysator und anschließend wieder in die Vene zurückgeleitet. Eine Notfalldialyse sollte durch gute Organisation und Planung bei bekannten chronischen Nierenerkrankungen möglichst vermieden werden. Der Shaldon-Katheter ist keine langfristige Option für eine Dialyse und darf nur unter stationären Bedingungen verwendet werden. Es besteht ein erhöhtes Infektionsrisiko durch den direkten Zugang ins Blut.
Shunt
Der sogenannte Shunt ist eine künstliche Verbindung zwischen einer Arterie und Vene. Dieser wird in einer kleinen Operation meistens im Arm hergestellt. Durch die Verbindung gerät das arterielle Blut mit hohem Druck in die verbundene Vene. Diese ist von Natur aus elastisch und beginnt sich durch den erhöhten Druck zu weiten. Nach etwa 4 bis 6 Wochen ist der Shunt fertig gereift, sodass nun die Hämodialyse über den Shunt erfolgen kann. Hierzu werden zu jeder Dialysebehandlung zwei größere Nadeln in den Shunt gestochen. Die Nadeln sind mit einem Schlauchsystem verbunden, welches das Blut in den Hämodialysator und anschließend wieder zurück in den Shunt leitet. Der Shunt ist eine längerfristige Option für chronische Dialysepatientinnen und -patienten.
Demers-Katheter
Der Demers-Katheter wird zur Hämodialyse genutzt und ist ähnlich wie der Shaldon-Katheter ein Schlauch, welcher in der oberen Hohlvene gelegt wird. Allerdings wird der Demers-Katheter nicht direkt in die Vene gelegt, sondern zuvor unter der Haut getunnelt. Hierdurch besteht ein geringeres Infektionsrisiko. In der Regel kann der Demers-Katheter bis zu 6 Monate verwendet werden. Menschen können so ambulant dialysiert werden und das Krankenhaus verlassen. Der Demers-Katheter eignet sich gut zur Überbrückung, bis ein Shunt fertig gereift ist oder bis zur zeitlich absehbaren Nierentransplantation.
Wie oft man dialysieren muss, hängt vom Körpergewicht und der Körpergröße der betreffenden Person ab sowie davon, wie eingeschränkt die Nierenfunktion ist. In der Regel werden Menschen dreimal pro Woche für jeweils mindestens vier Stunden in einem Dialysezentrum dialysiert. Manche Dialysepraxen bieten eine Dialyse über Nacht an, welche dann bis zu acht Stunden dauert. Auch die Blutwäsche zuhause ist als sogenannte Heimhämodialyse möglich.
Das Ziel der langfristigen maschinellen Hämodialyse ist es, die wichtigsten Funktionen der Nieren zu ersetzen. Allerdings kann es auch zu langfristigen Komplikationen kommen. Zu diesen gehören:
Knochenschmerzen, Knochenbrüche
Juckreiz
leicht verletzbare Haut
Impotenz, Unfruchtbarkeit
leichte Ermüdbarkeit
Herzschwäche, Muskelschwäche
depressive Verstimmung
Nervenstörungen (z. B. Kribbelgefühle)
Die Hämodialyse kann auch kurzfristig Beschwerden auslösen. Oft kommt es zu Kreislaufproblemen, da sich ein Teil des eigenen Blutes in der Maschine befindet und dem Körper in dem Moment fehlt.
Auch ist die Hämodialyse mit einer Einschränkung der Lebensqualität verbunden, weil Menschen regelmäßig für mehrere Stunden im Dialysezentrum behandelt werden.
Die Blutwäsche geht außerdem mit einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und somit einer eingeschränkten Lebenserwartung einher.
Deshalb sollte die Hämodialyse im besten Fall als zeitliche Überbrückung bis zur Nierentransplantation gesehen werden.
03. Peritonealdialyse (Bauchfelldialyse)
Eine Alternative zur Hämodialyse stellt die Bauchfelldialyse dar. Hier wird in einer kleinen Operation ein Schlauch in die Bauchdecke eingeführt. Über diesen Schlauch wird eine Dialyseflüssigkeit, welche in Beuteln verpackt ist, in den Bauchraum geleitet. So werden über das eigene Bauchfell Giftstoffe und Wasser dem Körper entzogen, die sich in der Dialyseflüssigkeit im Bauchraum ansammeln. Diese Giftstoffe und Flüssigkeit werden dann über den Schlauch abgelassen und so aus dem Körper beseitigt. Um alle Giftstoffe und überschüssiges Wasser ausreichend eliminieren zu können, wird bei diesem Verfahren das Dialysat im Beutel mehrfach täglich gewechselt. Der Vorteil an der Bauchfelldialyse ist, dass dialysepflichtige Menschen diese selbst durchführen können. Für manche Menschen bedeutet es mehr Lebensqualität, nicht so oft ins Dialysezentrum fahren zu müssen.
Eine andere Möglichkeit ist, sich über Nacht an eine Maschine anzuschließen, welche automatisch die Beutelwechsel durchführt.
Die Bauchfelldialyse eignet sich vor allem für junge Menschen, die sie selbst durchführen können und zuhause die entsprechenden Räumlichkeiten haben. Sie brauchen einen eigenen Raum, in dem die Beutel gelagert und steril gewechselt werden können.
04. Nierentransplantation
Eine andere Möglichkeit, um eine Dialysepflichtigkeit und die damit einhergehenden Nachteile zu vermeiden, ist die Transplantation einer Niere. Es bestehen zwei Möglichkeiten einer Nierentransplantation: Eine Lebendspende oder eine Spende nach dem Tod (Verstorbenenspende oder postmortale Spende).
Die beste Option ist die Nierenlebendspende. Sie stammt von einem Familienmitglied oder einer sehr nahestehenden Person. Lebend gespendete Nieren halten in der Regel länger als postmortale Nierentransplantate, bestenfalls über 20 Jahre lang.
Die postmortale Organspende stammt von einem Organspender oder einer Organspenderin, bei der ein Arzt oder eine Ärztin einen unumkehrbaren Hirnfunktionsausfall festgestellt hat, den sogenannten Hirntod.
Für die Nierentransplantation ist es wichtig, dass bestimmte biologische Merkmale zwischen Empfänger und Spender übereinstimmen. Je höher die Übereinstimmung, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit für eine erfolgreiche Transplantation. Unabhängig davon wie gut die Merkmale übereinstimmen, nehmen Menschen, die eine Nierentransplantation erhalten, zusätzlich eine Medikation ein, die das Immunsystem schwächt. So soll verhindert werden, dass das fremde Organ vom eigenen Körper angegriffen und abgestoßen wird. Die eigenen Nieren werden in der Regel im Körper belassen, die neue Niere wird in das kleine Becken hineintransplantiert.
Jedoch kann es gerade bei der FSGS passieren, dass auch die Transplantatniere von der Grunderkrankung wieder befallen wird und auch hier langfristig zu einer Verschlechterung der Transplantatfunktion führt.
Die aktuelle Wartezeit für eine postmortale Nierenspende beträgt in Deutschland mindestens 8 Jahre.
Wie läuft die Nierentransplantation ab?
Als erstes prüft das ärztliche Behandlungsteam, ob eine Nierentransplantation möglich und sinnvoll ist. Im besten Fall können Menschen eine Lebendnierentransplantation erhalten, noch bevor es zu einer Dialysepflichtigkeit kommt, sozusagen vorbeugend. Fachleute nennen das auch präemptive Lebendnierentransplantation. Hierfür stellen sich Menschen mit ihrem potenziellen Spender oder Spenderin bei ihrem ärztlichen Behandlungsteam vor. Dann werden viele Untersuchungen durchgeführt, um zu prüfen, wie sehr die biologischen Merkmale übereinstimmen und ob der Spender oder die Spenderin gesund genug ist, um eine Niere zu spenden. Diese Untersuchungen umfassen Bluttests, bildgebende Verfahren wie Ultraschall oder eine CT-Untersuchung sowie ein psychologisches Gutachten.
Die genauen Vorbereitungsschritte sind in jedem Transplantationszentrum individuell, daher ist es sehr wichtig, sich eng mit dem ärztlichen Behandlungsteam abzusprechen. Wenn alles passt, wird die Transplantation vorbereitet. Empfänger von Nierenspenden fangen vor dem Transplantationstermin damit an, Medikamente einzunehmen, die ihr Immunsystem unterdrücken, auch Immunsuppressiva genannt. Einige dieser Immunsuppressiva kennen Patientinnen und Patienten bereits aus der Behandlung ihrer Grunderkrankung. Wenn die Blutgruppen von Spender und Empfänger nicht zusammenpassen, wird vor der Transplantation im Krankenhaus noch eine Immunadsorption durchgeführt. Hierbei werden über den oben beschriebenen Shaldon-Katheter die Antikörper gegen die Blutgruppe der Spenderin oder des Spenders über eine Maschine herausgefiltert. Nach etwa zehn Behandlungen sind in der Regel genug Antikörper herausfiltriert, sodass die Transplantation stattfinden kann. Im Anschluss an die Transplantation bleiben Empfängerinnen und Empfänger einer Nierenspende noch einige Tage im Krankenhaus, damit die Nierenfunktion und die immunsuppressive Therapie überwacht werden kann.
Nach der Entlassung aus dem Krankenhaus sind zunächst engmaschigere Kontrolltermine über die Transplantationsambulanz nötig, im Zeitverlauf genügen seltenere Termine.
05. In aller Kürze
Chronische Nierenerkrankungen können unbehandelt dazu führen, dass die Nieren versagen und ihre wichtigen Aufgaben wie die Entgiftung des Körpers nicht mehr erfüllen. In solchen Fällen wird die Dialyse eingesetzt, um die Nierenfunktion zu ersetzen. Dabei wird das Blut entweder außerhalb des Körpers durch eine Maschine gereinigt (Hämodialyse) oder im Bauchraum über das Bauchfell (Peritonealdialyse). Die Dialyse ist oft eine Zwischenlösung, bis eine Nierentransplantation möglich ist, die in vielen Fällen die langfristig bessere Option darstellt. Bei einer Nierentransplantation erhält man entweder eine Niere von einer lebenden oder von einer verstorbenen Person.
06. Zum Weiterlesen
Bundesverband Niere e.V.: Dialyse. Wir erklären alle Formen der Dialyse.
Bundesverband Niere e.V.: Transplantation. Wichtige Informationen für Betroffene.
Deutsche Gesellschaft für Nephrologie e.V. (2019): Weltnierentag 2019 - Nierengesundheit geht alle an. Überall.
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