Voraussetzungen für eine Nierentransplantation
Dieser Beitrag informiert Dich über die Formen, die Voraussetzungen und die Planung einer Nierentransplantation. Die Informationen gelten in erster Linie für Erwachsene, an geeigneten Stellen weisen wir jedoch auch auf Besonderheiten bei Kindern hin. Ganz am Ende des Beitrages haben wir spannende Verlinkungen zu Websiten gesetzt, die sich spezifisch mit allen Fragen rund um die Nierentransplantation beschäftigen. Du kannst Dir unsere Podcastfolge zum Thema Nierentransplantation anhören, in der Alex über seinen Weg zur Nierentransplantation mithilfe einer Lebendnierenspende von seinem Vater erzählt.
01. Wann ist eine Nierentransplantation sinnvoll?
Eine Nierentransplantation ist sinnvoll, wenn Deine Nierenfunktion sehr eingeschränkt oder nicht mehr vorhanden ist. Die Nierenfunktion wird in der glomerulären Fitrationsrate (eGFR) angegeben. Filtern die Nieren weniger als 15 Milliliter Blut pro Minute (eGFR < 15 ml/min), spricht man vom Endstadium einer chronischen Nierenerkrankung. Zur Orientierung: Die Nieren von gesunden Menschen filtern mehr als 90 Milliliter Blut pro Minute. Die Entscheidung, ab welchem Stadium der Nierenschwäche eine Nierenersatztherapie eingeleitet wird, ist jedoch nicht ausschließlich an die eGFR geknüpft.
Nierenersatztherapie bedeutet, dass die Arbeit der Nieren unterstützt oder ersetzt wird. Dafür gibt es die Möglichkeit, einer Dialyse oder einer Transplantation. Bei der Dialyse werden die Blutwäsche (Hämodialyse) und Bauchfelldialyse (Peritonealdialyse) unterschieden. Es ist auch möglich, mit einer Dialysebehandlung zu beginnen und parallel eine Transplantation zu planen. Wenn Deine Nierenfunktion eingeschränkt ist, kannst Du Deine Ärztin oder Deinen Arzt auf das Thema Transplantation ansprechen. Meistens werden sie Dich aber von selbst über Deine Möglichkeiten informieren.
Es gibt keine Altersgrenze für eine Transplantation. Kleinkinder ab einem Körpergewicht von 10 Kilogramm, Kinder, Erwachsene und ältere Menschen können eine Nierentransplantation erhalten. Eine Nierentransplantation ist von vielen Faktoren abhängig. Besonders wichtig sind die körperliche Verfassung der Person, die die Niere erhalten soll, und die Gewebemerkmale der gespendeten Niere. Es wird auch darauf geachtet, dass Spender und Empfänger in Bezug auf ihr Alter und die Nierengrößen sowie die Vorerkrankungen gut zusammenpassen. Eine Ausnahme ist hier die Nierenspende bei Kindern, bei der Eltern eine Niere an ihr Kind spenden können.
02. Was ist der Unterschied einer Lebendnierenspende und einer Verstorbenenspende?
Grundsätzlich gibt es zwei Möglichkeiten für eine Nierentransplantation: die Lebendnierenspende und die Verstorbenenspende. Bei der Verstorbenenspendewird eine Niere von einer verstorbenen Person transplantiert, die sich vor ihrem Tod bereiterklärt hat, Organe zu spenden. Für diese Organe gibt es in Deutschland eine Warteliste. Auf diese Warteliste kann man ab dem ersten Tag einer Dialysetherapie aufgenommen werden, bei Kindern auch schon früher. Um auf die Warteliste zu kommen, müssen verschiedene Untersuchungen durchgeführt werden. So wird sichergestellt, dass man körperlich fit und für eine Nierentransplantation geeignet ist. Welche Untersuchungen das sind wird Dir von Deinem Nephrologen mitgeteilt. Aber keine Sorge: auch wenn die Untersuchungen erst 6 Monate nach Beginn der Dialyse vollständig sind und Du erfolgreich für eine Nierentransplantation gelistet werden kannst, verlierst Du keine Wartezeit. Der Zeitraum für Untersuchungen kann rückwirkend seit Beginn der Dialysetherapie als Wartezeit angerechnet werden. In Deutschland beträgt die aktuelle Wartezeit auf eine Verstorbenenspende 8 bis 10 Jahre. Kinder bekommen hier einen „Bonus“ und warten deshalb im Durchschnitt 2 Jahre. Die lange Wartezeit hat vor allem mit der niedrigen Anzahl an Organspendern in Deutschland zu tun.
In Deutschland werden Organtransplantation von Eurotransplant und der Deutschen Stiftung Organspende organisiert. Eurotransplant ist eine Stiftung, die Organtransplantationen in Deutschland, Belgien, den Niederlanden, Luxemburg, Österreich, Slowenien, Kroatien und Ungarn koordiniert. So ist es möglich, für ein gespendetes Organ den bestmöglichen Empfänger im Hinblick auf zum Beispiel Gewebemerkmale, Körpergröße und Alter zu finden.
Eine andere Möglichkeit ist die Lebendnierenspende. In diesem Fall erhältst Du eine Niere von einem nahestehendem Menschen – sei es ein Familienmitglied, einoder eine sehr enge Freundin. Es ist ratsam, frühzeitig im Familienkreis und engem Umfeld darüber zu sprechen, ob jemand bereit wäre, eine Niere zu spenden. Da das eine weitreichende und nicht leichtfertig zu treffende Entscheidung ist, sollte ausreichend Zeit für Gespräche und zum Nachdenken eingeplant werden. Wenn es jemanden gibt, der Dir möglicherweise eine Niere spenden möchte, erfolgt eine gemeinsame Vorstellung in der Sprechstunde in einem Transplantationszentrum. Im ersten Arztgespräch werden zum Beispiel Vorerkrankungen von Empfänger und Spender erfragt und die Gewebemerkmale bestimmt. Wenn die Gewebemerkmale von Spender und Empfänger zusammenpassen, kann auch hier mit den vorbereitenden Untersuchungen begonnen werden.
Damit rechtlich und ethisch alles gut und sicher abläuft, werden in Deutschland bei einer Lebendspende außerdem noch weitere Organisationen hinzugezogen. Das sind zum Beispiel Ärztekammern und Ethikkommissionen, die Kliniken beraten oder der Transplantation zustimmen müssen.
03. Welche Voraussetzungen für eine Nierentransplantation gibt es?
Für eine gelungene Nierentransplantation müssen einige Voraussetzungen erfüllt sein.
Für den Empfänger gilt, dass er oder sie körperlich fit sein sollten. Chronische Erkrankungen sollten gut mit Medikamenten oder anderen Therapien eingestellt sein. Hier wird besonders auf die Gesundheit Deines Herzens und Deiner Lunge wertgelegt. Zudem wird sichergestellt, dass die Blutgefäße im kleinen Becken nicht zu sehr verkalkt oder verengt sind. Hier wird die transplantierte Niere nämlich eingesetzt und an Deinen Blutkreislauf angeschlossen. Es sollte auch kein übermäßiges Übergewicht vorliegen, ggf. werden dann Maßnahmen zur Gewichtsreduktion vor der geplanten Transplantation besprochen. Zum Zeitpunkt der Transplantation dürfen keine Infektionen oder offene Wunden vorliegen. Denn nach einer Nierentransplantation wird Dein Immunsystem in den ersten Tagen und Wochen sehr stark durch Medikamente unterdrückt. Dies soll eine Abstoßung der Spenderniere durch Dein Immunsystem vermeiden. Dementsprechend muss auch sichergestellt sein, dass die Immunsuppressiva verlässlich eingenommen werden können.
Für den Nierenspender bei einer Lebendnierenspende ist eine gute körperliche Verfassung ebenfalls sehr wichtig. Bevor eine Nierenspende durchgeführt wird, wird der Spender ausführlich untersucht. Denn nicht nur die Gewebemerkmale müssen passen. Es muss sichergestellt werden, dass die gespendete Niere für den Empfänger eine gute Qualität hat und auch, dass der Spender mit einer verbleibenden Niere gut leben kann. Das ist in der Regel kein Problem. Hindernisse können sein, wenn die Blutgefäße des Spenders geschädigt sind, zum Beispiel durch eine Blutzuckererkrankung (Diabetes) oder einen langjährigen hohen Blutdruck. Dies wird alles in den Untersuchungen und der Sprechstunde im Transplantationszentrum thematisiert. Bei einer Lebendnierenspende wird auch auf eine gute psychische Verfassung des Spendenden geachtet.
04. Wie läuft eine Nierentransplantation ab?
Wenn Du eine Niere als Verstorbenenspende erhältst, kann der Anruf über eine Spende jederzeit – Tag und Nacht – kommen. Sollte eine passende Niere für Dich verfügbar sein, wirst Du angerufen. In diesem Gespräch wird Deine körperliche Verfassung abgefragt, also obeine akute Erkrankung oder andere Gründe vorliegen, die gegen eine Nierentransplantation sprechen können. Wenn das nicht der Fall ist, fährst Du in die Klinik, wirst dort weiter untersucht und für die Operation vorbereitet.
Aber keine Sorge: solltest Du zum Beispiel im Urlaub sein, wenn Du ein Angebot zur Transplantation erhältst und das Angebot deshalb nicht annehmen kannst, wird Dir das nicht zum Nachteil ausgelegt. Du bleibst mit gleicher Wartezeit auf der Warteliste.
Bei einer Lebendspende wird die Operation länger im Voraus geplant. Wenn alle Voraussetzungen erfüllt sind, plant das Transplantationszentrum mit Spender und Empfänger einen Operationstermin. Die Entnahme und Transplantation der Niere erfolgen am selben Tag, kurz hintereinander.
Direkt vor der Transplantation erhältst Du eine hohe Dosis verschiedener Medikamente, die Dein Immunsystem unterdrücken, sogenannte Immunsuppressiva, damit Dein Körper die Niere nicht abstößt.
Die Operation findet unter Vollnarkose statt und Du wirst direkt nach der Transplantation zur Überwachung auf eine Intensivstation verlegt. Auf der Intensivstation werden Deine Blutwerte engmaschig kontrolliert. Was beeindruckend ist: Wenn die Transplantation ohne Komplikationen verläuft, produziert die transplantierte Niere sofort Urin. Darauf wird nach der Operation besonders geachtet.
Die erste Zeit direkt nach der Transplantation ist für ihren Erfolg entscheidend. Wenn alles gut verläuft, Urin produziert wird und Deine Blutwerte stabil sind, wirst Du auf die Normalstation verlegt. Insgesamt bleibt man nach einer Nierentransplantation etwa 14 Tage stationär im Krankenhaus, der Verlauf ist hier aber sehr individuell. Bei Kindern dauert dies etwas länger, etwa 21 bis 28 Tage.
Spender bei einer Lebendnierenspende können meistens bereits nach wenigen Tagen wieder aus dem Krankenhaus entlassen werden. Sowohl nach einer Nierenspende als auch nach einer Nierentransplantation ist es wichtig, sich körperlich zu schonen und sich auch nach dem Krankenhausaufenthalt Zeit zur Genesung zu geben. Auch die Entscheidung, ab wann man wieder arbeiten gehen kann, sollte in enger Rücksprache mit den behandelnden Ärzten getroffen werden. Hier macht auch einen Unterschied, wie stressig der eigene Job ist, ob man im Handwerk körperlich arbeitet oder vor allem am Schreibtisch oder im Homeoffice sitzt.
Manchen Menschen hilft der Austausch in Selbsthilfegruppen, die Gefühle und Erfahrungen vor und nach einer Nierentransplantation zu bewältigen. Dort ist Raum, über viele Fragen und mögliche Probleme zu sprechen, die Dich rund um eine Spende und eine Transplantation beschäftigen könnten. Beispiel einer solchen Gruppe ist der Das zweite Leben – Nierenlebendspende e.V.
Im Folgebeitrag werden wir speziell auf die Nierentransplantation bei einer FSGS oder Minimal-Change-Disease eingehen.
05. In aller Kürze
Eine Nierentransplantation ist grundsätzlich für alle Menschen geeignet, die ihre Nierenfunktion endgültig verloren haben. Dafür müssen bestimmte Voraussetzungen erfüllt sein. Diese wirst Du gemeinsam mit Deinem Behandlungsteam und dem betreuenden Transplantationszentrum besprechen und verschiedene Untersuchungen durchführen lassen.
Es gibt die Möglichkeit einer Lebendnierenspende oder einer Verstorbenenspende. Für die Verstorbenenspende gilt aktuell für Erwachsene eine Wartezeit von 8 bis 10 Jahren, bei Kindern etwa 2 Jahren. Gerechnet wird die Wartezeit ab dem ersten Tag, ab dem eine Dialysetherapie notwendig ist.
Wenn eine Nierentransplantation durchgeführt wird, muss man als Empfänger einer Transplantation für etwa 2 Wochen, Kinder etwa 3 bis 4 Wochen, ins Krankenhaus. Auch danach sollten Spender und Empfänger sich ausreichend Zeit für ihre Genesung nehmen.
Quellen
Deutsche Stiftung Organtransplantation (DSO). (05.03.2025). Deutsche Stiftung Organtransplantation Homepage.
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