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Dr. Lena Pickert, 07.02.2025
Zusammenfassung In aller Kürze

Warum ist es so wichtig, dass mein Blutdruck gut eingestellt ist?

Fachärztinnen und Fachärzte für Nierenerkrankungen (Nephrologinnen und Nephrologen) legen ein besonderes Augenmerk auf Deinen Blutdruck. Bei der Behandlung streben sie dabei meistens niedrigere Blutdruck-Werte an als Hausärztinnen oder Hausärzte. Warum ist ein gut eingestellter Blutdruck so wichtig? Was ist hoher Blutdruck? Wie merke ich, dass mein Blutdruck zu hoch ist? Kann ich selbst etwas tun, um meinen Blutdruck zu senken oder bleiben mir nur Medikamente? Antworten auf diese Fragen soll der folgende Beitrag liefern.

In dem Video gibt die Expertin Prof. Kurschat einen Überblick:

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01. Was ist hoher Blutdruck?

Was ist der Blutdruck?

Das Herz pumpt unser Blut durch ein geschlossenes System aus Blutgefäßen, dass unseren Körper durchzieht. Innerhalb der Blutgefäße besteht daher ein gewisser Druck auf die Gefäßwände. Das ist der Blutdruck. Er wird in zwei Werten gemessen und angegeben:

  • Der systolische Wert ist der obere Wert. Er wird immer zuerst genannt.

  • Der diastolische Wert ist der untere Wert. Er wird als zweites genannt.

Der Herzschlag ist ein Wechsel aus Zusammenziehen und Entspannung des Herzmuskels. Dabei ist der Blutdruck nicht gleichbleibend. Der systolische Blutdruck entsteht, wenn sich das Herz zusammenzieht und das Blut in die Gefäße strömt. Hier ist der Druck auf die Gefäßwände am höchsten. Der diastolische Wert entsteht, wenn sich das Herz entspannt und Blut ins Herz einströmt, bevor es erneut herausgepumpt werden kann. Hier ist der Druck auf die Gefäßwände am niedrigsten. Die Einheit, in der Blutdruck gemessen wird ist „Millimeter Quecksilbersäule“, kurz „mmHg“.

Was ist Bluthochdruck?

Bei Menschen über 16 Jahren, die einen Blutdruck von mehr als 140/90 mmHg (gesprochen 140 zu 90) haben, spricht man allgemein von Bluthochdruck. Bei Menschen mit einer chronischen Nierenerkrankung gelten teilweise andere Grenzwerte: Bei ihnen sollte der Blutdruck unter 130/80 mmHg liegen, wenn möglich sogar unter 120/70 mmHg.

Bei Kindern hingegen gibt es keine klar definierten Grenzen. Kinder haben einen etwas niedrigeren Blutdruck als Erwachsene. Während der Kindheit nimmt er dann mit dem Alter leicht zu, bis er nach Abschluss der Pubertät den Blutdruck von Erwachsenen erreicht. Bei Kindern helfen Vergleichswerte zu altersgleichen gesunden Kindern. Als Faustregel kann man für den systolischen Wert bei Kindern das Alter zur Zahl 100 addieren. Damit sollte der Blutdruck einer 10-Jährigen zum Beispiel bei 110 (100 + 10) mmHg liegen.

Wenn einmalig ein hoher Blutdruck gemessen wird, heißt es aber noch nicht sofort, dass man Bluthochdruck hat. Gerade nach dem Sport oder bei Stress kann es zu höheren Blutdruckwerten kommen. Man sollte dann die Blutdruckmessung an mehreren Tagen wiederholen, am besten im Sitzen und in Ruhe. Bei Bedarf können Hausärzte oder Nephrologen auch eine Messung über 24 Stunden verordnen, mit einem kleinen Messgerät, das man mit nach Hause nimmt.

02. Welche Symptome verursacht Bluthochdruck?

Viele Menschen merken am Anfang gar nicht, dass ihr Blutdruck hoch ist und es fällt eher zufällig bei Messungen in einer Praxis oder zuhause auf. Wird ein hoher Blutdruck frühzeitig erkannt, hilft das dabei, rechtzeitig einzulenken. Denn unbehandelt belastet ein dauerhaft hoher Blutdruck die Gefäße. Das kann zu schweren Erkrankungen wie einem Herzinfarkt, einem Schlaganfall oder Nierenschäden führen.

Ein hoher Blutdruck kann verschiedene Symptome auslösen. Dazu zählen Kopfschmerzen, Schwindel oder eine Verschlechterung der Sehkraft. Manchmal spürt man auch einen sehr schnellen Herzschlag oder einen Druck auf der Brust. Manche Menschen mit hohem Blutdruck bekommen schlechter Luft, wenn sie sich anstrengen oder aber auch, wenn sie ruhig sitzen oder liegen.

Wenn Du ungewöhnlich schlecht Luft bekommst, einen Druck auf der Brust verspürst oder sogar in Ohnmacht gefallen bist, solltest Du so schnell wie möglich eine Ärztin oder einen Arzt kontaktieren, damit Du untersucht wirst.

03. Welche Ursachen hat Bluthochdruck?

Warum und wie genau Bluthochdruck entsteht, ist bis heute noch nicht ganz verstanden. Man weiß aber, dass es verschiedene Ursachen gibt, die einen hohen Blutdruck begünstigen. Dazu zählen etwa bestimmte Erkrankungen, die zu Veränderungen an den Blutgefäßen führen. Ein häufiges Beispiel dafür ist die Blutzuckererkrankung Diabetes mellitus oder auch chronische Nierenerkrankungen.

Das Risiko für hohen Blutdruck ist außerdem erhöht bei:

  • Übergewicht

  • Rauchen

  • übermäßiger Alkoholgenuss

  • Bewegungsmangel

  • Stress

Auch bestimmte Veränderungen im Erbgut können zu Bluthochdruck führen.

04. Bei welchen Blutdruckwerten besteht Handlungsbedarf?

Ein hoher Blutdruck kann kurzfristig und langfristig weitreichende Folgen haben. Es gibt aber Möglichkeiten, dem entgegenzuwirken. Beispielsweise durch Medikamente oder auch durch Änderungen im Lebensstil. Dennoch kann es Ereignisse geben, bei denen eine rasche Behandlung notwendig ist.

Blutdruckentgleisung (Hypertensive Entgleisung) und Blutdruck-Notfall (Hypertensiver Notfall)

Steigt der Blutdruck ohne zusätzliche Beschwerden sehr hoch und erreicht Werte von mehr als 180/110 mmHg, dann spricht man von einer Blutdruckentgleisung (hypertensive Entgleisung). Bei Kindern kann diese Grenze entsprechend niedriger liegen. Der Blutdruck muss dann zügig gesenkt werden. Wenn Du zuhause einen so hohen Blutdruck misst, solltest Du 30 Minuten Ruhe einhalten. Dafür kannst Du Dich zum Beispiel hinsetzen oder hinlegen. Miss danach nochmal Deinen Blutdruck. Wenn er weiterhin über 180/110 mmHg liegt und Du keine Notfallmedikamente zuhause hast, solltest Du Deine hausärztliche oder nephrologische Praxis kontaktieren.

Von einem Blutdruck-Notfall (hypertensivem Notfall) spricht man, wenn der Blutdruck über 180/110 mmHg liegt und zusätzliche Beschwerden auftreten, wie zum Beispiel stärkste Kopfschmerzen, starke Luftnot oder Brustschmerzen. Bei einem hypertensiven Notfall kann es unter anderem zu einem Schlaganfall oder auch einem Herzinfarkt kommen. Bei Kindern ist das extrem unwahrscheinlich. Wenn Dein Blutdruck über 180/110 mmHg liegt und Du zusätzlich die genannten Beschwerden hast, solltest Du den Notruf wählen. Der Rettungsdienst kann Dich vor Ort direkt behandeln und dann ins Krankenhaus bringen.

Langfristige Folgen von Bluthochdruck

Wenn Dein Blutdruck über Monate oder Jahre hoch ist, kann das verschiedene Organe schädigen. Durch den erhöhten Druck kommt es zu Veränderungen der Blutgefäße. Sie können zum Beispiel versteifen oder es lagert sich Fett und Kalk an den Gefäßwänden ab. Durch diese Ablagerungen werden die Blutgefäße verengt und es kann nicht mehr genug Blut durch die Organe fließen. Durch den Lebensstil kann man einem dauerhaft hohen Blutdruck entgegenwirken. Eine gesunde und ausgewogene Ernährung und regelmäßige Bewegung zählen etwa dazu. Seinen Lebensstil zu ändern ist jedoch nicht immer leicht. Vor allem, wenn dabei Gewohnheiten durchbrochen werden müssen. Bei Kindern ist es deshalb besonders hilfreich, wenn sie schon frühzeitig einen gesunden Lebensstil lernen.

Bei dauerhaft hohem Blutdruck können unter anderem folgende Erkrankungen entstehen:

  • Koronare Herzkrankheit (KHK)

  • Schäden an der Netzhaut des Auges

  • Schädigungen an der Niere

  • Herzinfarkt

  • Schlaganfall

  • Herzschwäche (Herzinsuffizienz)

05. Wie kann Bluthochdruck behandelt werden?

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, einen hohen Blutdruck zu senken. Die Behandlung mit Medikamenten zählt dazu. Zusätzlich kannst Du selbst etwas tun, um Deinen Blutdruck zu senken.

Was kann ich selbst tun, um meinen Blutdruck zu senken?

Zugegeben, es nicht immer einfach, seinen Lebensstil zu ändern, doch es lohnt sich. Um Deinen hohen Blutdruck zu senken, hast Du einige Möglichkeiten.

Diese Vorschläge gelten im Allgemeinen für Erwachsene und Kinder. Bei manchen Erkrankungen oder auch bei älteren Menschen sollten die Maßnahmen mit einem Arzt oder einer Ärztin vorher besprochen werden.

Dazu zählen:

  • Körperliche Aktivität: Es ist gut, sich mindestens 2 Stunden pro Woche zu bewegen oder körperlich aktiv zu sein. Du musst in dieser Zeit keinen Leistungssport betreiben, auch regelmäßiges Spazierengehen, Fahrrad fahren oder Schwimmen können sich positiv auf Deinen Blutdruck auswirken. Kinder haben dann Sport gemacht, wenn sie geschwitzt und einen roten Kopf bekommen haben.

  • Salzkonsum: Salz bindet Wasser in unserem Körper. Wenn wir weniger Salz zu uns nehmen, sinkt der Blutdruck. Empfohlen wird ein Salzkonsum von 5 bis 6 Gramm pro Tag. Du kannst Deinen Salzkonsum verringern, indem Du zum Beispiel auf Fertigprodukte oder Fast Food verzichtest und oft mit wenig Salz selbst kochst.

  • Ernährung: Insgesamt scheint sich eine Ernährung mit viel Gemüse und Obst, fettarmen Milchprodukten und wenig gesättigten Fettsäuren positiv auf den Blutdruck auszuwirken. Diese verringert auch Übergewicht, was ebenfalls gut für den Blutdruck ist.

  • Tabak und Alkohol erhöhen den Blutdruck und sollten daher besser vermieden werden.

  • Entspannungsübungen: Wenn Du privat oder im Job viel Stress hast, kann auch das Deinen hohen Blutdruck auslösen. Yoga, Tai Chi, Atemübungen, progressive Muskelentspannung oder Meditation können dann helfen. Such Dir am besten eine Methode aus, die Du magst und bei der Du gut entspannen kannst.

Welche Medikamente senken den Blutdruck?

Es gibt fünf verschiedene Medikamentenklassen, die hauptsächlich eingesetzt werden: ACE-Hemmer, Sartane, Betablocker, Kalziumkanalblocker und Diuretika (wassertreibende Medikamente). Meistens werden jeweils zwei Medikamente miteinander kombiniert. Welche das sind, wird auf Deine individuelle Erkrankungsgeschichte abgestimmt. Wenn der Blutdruck weiterhin zu hoch ist, kann aus einer Zweier-Kombination eine Dreier-Kombination werden. Es kann auch sein, dass ein zusätzliches Medikament aus einer anderen Medikamentenklasse sinnvoll ist. Hier stehen zum Beispiel sogenannte Alpha-Rezeptoren-Blocker oder Aldosteron-Antagonisten zu Verfügung.

Die Behandlung von hohem Blutdruck und die Wirkweise der Medikamente werden in unserem Beitrag Wie funktioniert die RAAS Blockade? genau erklärt.

Zur Behandlung von kurzfristig stark erhöhtem Blutdruck (einer Blutdruckentgleisung oder einem Blutdruck-Notfall) stehen noch weitere Medikamente zur Verfügung.

06. In aller Kürze

Ab einem Blutdruck von mehr als 140/90 mmHg spricht man allgemein von Bluthochdruck. Bei Menschen mit einer Nierenerkrankung sollte der Blutdruck jedoch unter 130/80 mmHg liegen, wenn möglich sogar unter 120/70 mmHg. Es gibt verschiedene Erkrankungen, die hohen Blutdruck auslösen können. Manche Menschen bekommen aber auch einfach so einen hohen Blutdruck. Warum das so ist, hat man noch nicht ganz verstanden.

Wenn der Blutdruck zu hoch ist, kann das kurzfristige und langfristige Folgen haben, besonders für das Herz, das Gehirn und die Nieren. Deshalb ist es wichtig, einem hohen Blutdruck frühzeitig entgegenzuwirken. Es gibt verschiedene Medikamente, die den Blutdruck senken. Welche geeignet sind, kann individuell unterschiedlich sein. Deine Ärztin oder Dein Arzt wird mit Dir gemeinsam Deine Behandlung besprechen. Zusätzlich kannst Du aber auch selbst durch Deinen Lebensstil etwas für Deinen Blutdruck tun. Auch dafür gibt es Unterstützungsangebote für Dich.

Quellen

Bundesärztekammer (BÄK), Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV), Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF). Nationale VersorgungsLeitlinie Hypertonie – Langfassung. Version 1.0. 2023. [cited: 2025-01-06]. doi: 10.6101/AZQ/000502.

Bundesärztekammer (BÄK), Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV), Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF). Bluthochdruck. Patientenleitlinie zur Nationalen VersorgungsLeitlinie. Version 1.0. 2024 [cited: 2025-01-06]. doi: 10.6101/AZQ/000512.

Cheung AK, et al.. Executive summary of the KDIGO 2021 Clinical Practice Guideline for the Management of Blood Pressure in Chronic Kidney Disease. Kidney Int. 2021 Mar;99(3):559-569. https://doi.org/10.1016/j.kint.2020.10.026.

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