Chronische Nierenerkrankung - die verschiedenen Stadien und Symptome
Die chronische Nierenerkrankung (Englisch: Chronic Kidney Disease, kurz CKD) ist eine Erkrankung, bei der es zu einer dauerhaften Einschränkung der Nierenfunktion kommt. Oft wird sie auch als chronischen Nierenschwäche bezeichnet. Zu Beginn ist die Niere noch in der Lage, ausreichend Blut zu filtern. Grundsätzlich kann die Niere sich in einem frühen Stadium der Erkrankung auch wieder erholen. In der Regel ist die Erkrankung aber fortschreitend und die Nieren funktionieren im Laufe der Zeit immer weniger. Dieser Artikel beleuchtet die verschiedenen Stadien der chronischen Nierenerkrankung.
Chronische Nierenerkrankungen werden nach ihrer Ursache, Filtrationsleistung und Eiweißausscheidung eingeteilt.
01. Stadieneinteilung nach Filtrationsleistung
Fachleute teilen die Filtrationsleistung bei chronischer Nierenerkrankung in 5 Stadien ein, wobei Stadium 1 die geringste Beeinträchtigung und Stadium 5 das Endstadium einer chronischen Nierenerkrankung darstellt.
Wie werden die Stadien eingeteilt?
Die Kidney Disease: Improving Global Outcomes (KDIGO) ist eine internationale Organisation, die Kriterien für die Einteilung einer chronischen Nierenerkrankung entwickelt hat. Das Stadium der Nierenerkrankung wird vor allem anhand der sogenannten geschätzten glomerulären Filtrationsrate bestimmt (Englisch: estimated glomerular filtration rate, kurz eGFR). Diese kann durch einen Bluttest mit verschiedenen Formeln berechnet werden, da sie von verschiedenen Faktoren abhängig ist (wie Körpergewicht, Körpergröße, Gewicht, Hautfarbe, Serum-Kreatinin). Die eGFR bezeichnet, wie viel Blut die Nieren pro Minute filtern. Bei der Stadieneinteilung werden auch andere Faktoren berücksichtigt, beispielsweise die Menge an Eiweiß, die Menschen über ihren Urin ausscheiden.
Stadium 1
Die Nierenfunktion ist normal oder leicht reduziert. Die eGFR liegt bei > 90 ml/min. Das bedeutet, die Nieren filtern mehr als 90 Milliliter Blut pro Minute. In der Regel bestehen keine Symptome. Eventuell können erste Auffälligkeiten in der Urinuntersuchung oder im Ultraschall bestehen, insgesamt funktionieren die Nieren aber noch normal. Dennoch ist es schon in diesem frühen Stadium wichtig, eine Nierenerkrankung zu erkennen, um das Fortschreiten der Erkrankung durch eine angemessene Behandlung zu verlangsamen.
Stadium 2
Die Nierenfunktion ist leicht bis mäßig reduziert. Die Nieren filtern zwischen 60 bis 89 Milliliter Blut pro Minute (eGFR = 60-89 ml/min). Betroffene Personen erleben möglicherweise keine ernsthaften Symptome, sie können aber zum Beispiel einen erhöhten Blutdruck haben. Eine umfassende Untersuchung und regelmäßige Kontrollen sind wichtig, um mögliche Risikofaktoren festzustellen und die besten Behandlungsmöglichkeiten zu wählen.
Stadium 3
In diesem Stadium ist die Nierenfunktion mäßig bis stark reduziert. Die Nieren filtern zwischen 30 und 59 Milliliter Blut pro Minute (eGFR = 30-59 ml/min). Betroffene können sich müde und weniger leistungsfähig fühlen. Dieses Stadium geht mit einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen einher. Die Nieren haben Schwierigkeiten, Abfallprodukte aus dem Blut zu filtern, was zu einem Anstieg von Giftstoffen (Toxinen) im Körper führen kann. Eine gezielte medizinische Betreuung ist notwendig, um das Fortschreiten der Nierenerkrankung zu verlangsamen. Häufig müssen einige Medikamente in diesem Stadium an die reduzierte Filterleistung angepasst werden.
Stadium 4
Die Nieren filtern zwischen 15-29 Milliliter Blut pro Minute (eGFR = 15-29 ml/min). Die Nierenfunktion ist stark verringert. Die Symptome sind in diesem Stadium zunehmend. Betroffene Menschen können Bluthochdruck, Übelkeit, Appetitlosigkeit, Juckreiz, eine Blutarmut und Wassereinlagerungen sowie Störungen im Säure-Base-Haushalt entwickeln. Eine enge Betreuung durch Nierenfachärztinnen und -ärzte ist wichtig, um die bestmögliche Behandlung zu gewährleisten und die Lebensqualität zu verbessern.
Stadium 5
Stadium 5 ist das Endstadium einer chronischen Nierenerkrankung. Die Nieren filtern weniger als 15 Milliliter Blut pro Minute (eGFR < 15 ml/min). Es handelt sich um das fortgeschrittenste Stadium, in dem die Nieren ihre Funktion fast vollständig verloren haben. Menschen in diesem Erkrankungsstadium benötigen in der Regel eine Nierenersatztherapie wie eine maschinelle Blutreinigung (Dialyse) oder eine Nierentransplantation. Die Symptome sind schwerwiegender, und die Lebensqualität kann erheblich beeinträchtigt sein.
02. Stadieneinteilung nach Eiweißausscheidung
Es kann weiterhin eine Einteilung in Stadien der Eiweißausscheidung erfolgen. Eine Ausscheidung von <30 mg/g (oder <3 mg/mmol) gilt als normal und wird als Stadium A1 bezeichnet. Bei einer Ausscheidung von 30–300 mg/g (oder 3–30 mg/mmol) spricht man von einer moderaten Erhöhung der Eiweißausscheidung und einem Stadium A2. Ab einer Eiweißausscheidung von >300 mg/g (oder >30 mg/mmol) handelt es sich um eine schwere Erhöhung der Eiweißausscheidung, entsprechend einem Stadium A3. Meist bemerken Patientinnen und Patienten hiervon noch nichts. Erste Hinweise können ein schaumiger Urin sein. Bei einer Ausscheidung von mehr als 3500mg/g kommt es häufig zu Wassereinlagerungen, die dann bemerkt werden.
Ein Beispiel:
In ihrem Arztbrief finden Sie z.B. die Diagnose Chronische Nierenerkrankung CKD G3, A2. Das bedeutet, dass Ihre eGFR zwischen 30-59 ml/min liegt und eine erhöhte Eiweißausscheidung von 30-300mg/g über den Urin besteht.
03. In aller Kürze
Ein Verständnis für die verschiedenen Stadien der chronischen Nierenerkrankung ist entscheidend, damit Menschen mit ihrem Behandlungsteam frühzeitig Maßnahmen ergreifen können, um das Fortschreiten der Erkrankung zu verlangsamen. Regelmäßige ärztliche Untersuchungen, eine gesunde Lebensweise und die Einhaltung medizinischer Empfehlungen sind wichtige Schritte, um die Nierengesundheit zu erhalten und mögliche Komplikationen zu verringern.
04. Zum Weiterlesen
TeamNiere: Stadien der chronischen Niereninsuffizienz.
Quellen
Eckardt, E. et. al (2022). Nomenklatur für Nierenfunktion und Nierenkrankheiten. Deutsche Medizinische Wochenschrift, 147(21), 1398-1406. doi:10.1055/a-1908-5163
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