Bild SGLT2-Hemmer
Annika Bausch, 05.03.2025
Zusammenfassung In aller Kürze

Wie funktionieren SGLT2-Inhibitoren?

SGLT2-Inhibitoren sind in den letzten Jahren zur vielleicht wichtigsten neuen Medikamentengruppe der Nieren- und Herzmedizin geworden. Insbesondere bei Nierenkrankheiten, bei denen vermehrt Eiweiß über den Urin ausgeschieden wird, zeigen sie ihre Wirkung.

01. Welche SGLT2-Inhibitoren gibt es?

Alle Medikamenten dieser Gruppe enden auf „-gliflozin“. In Deutschland sind aktuell zwei Wirkstoffe zugelassen:

  • Empagliflozin (Jardiance®)

  • Dapagliflozin (Forxiga®)

Beide werden zur Behandlung von chronischen Nierenkrankheiten eingesetzt.

02. Wie wirken SGLT2-Inhibitoren?

SGLT2 steht für „Sodium Glucose linked Transporter 2“. Es ist ein Transportmolekül in der Niere, das Zucker und Salz aus dem Urin zurück ins Blut aufnimmt. SGLT2-Inhibitoren blockieren (= inhibieren) diesen Transporter. Dadurch bleiben Zucker und Salz im Urin und werden ausgeschieden.

SGLT2-Inhibitoren wurden ursprünglich zur Behandlung von Diabetes mellitus entwickelt, da sie durch die vermehrte Zuckerausscheidung den Blutzuckerspiegel senken.

Nach Zulassung des Medikaments für den Diabetes zeigte sich, dass die Medikamente Herz und Nieren schützen:

  • Sie senken den Blutdruck und das Blutvolumen.

  • Sie verbessern den Blutfluss im Nierenkörperchen, sodass der Druck im Nierenkörperchen sinkt.

Diesen Effekt kennen wir bereits von den ACE-Hemmern und Sartanen. Der verringerte Druck im Nierenkörperchen schützt die Niere effektiv vor langfristigen Schäden und die krankhafte Eiweißausscheidung geht zurück.

SGLT2-Inhibitoren führen somit dazu, dass chronische Nierenkrankheiten langsamer verlaufen. Außerdem führen sie bei herzkranken Menschen dazu, dass weniger Krankenhausaufenthalte wegen Komplikationen notwendig sind.

Nach Beginn der Behandlung kann die glomeruläre Filtrationsrate (GFR) leicht abnehmen, an der die Nierenfunktion gemessen wird. Das kann erschrecken, ist aber nur durch den veränderten Blutfluss und abnehmenden Druck im Nierenkörperchen bedingt. Er zeigt keine Krankheitsverschlechterung an, im Gegenteil – durch diesen Effekt wird die Niere langfristig geschützt.

03. Was ist bei der Einnahme zu beachten?

  • Leichte Gewichtsabnahme: Durch die vermehrte Zuckerausscheidung können Menschen in einem Jahr etwa 2 bis 4 Kilogramm verlieren.

  • Erhöhte Anfälligkeit für Infektionen der Harnwege und des Genitalbereichs durch den zuckerhaltigen Urin: Bei Beschwerden einer Entzündung sollte daher niederschwellig ärztlicher Rat eingeholt werden. Zu Symptomen einer Blasenentzündung gehören Brennen und Schmerzen beim Wasserlassen, häufiges Wasserlassen mit wenig Urin und unwillkürlicher Verlust von Urin Auch Schmerzen, Rötungen oder überwärmte Stellen im Genitalbereich sollten rasch ärztlich gesehen werden.

  • Seltene, aber schwere Nebenwirkung: Ketoazidose. Das ist eine akute Krankheit, die durch eine Störung im Zuckerstoffwechsel entsteht. Mögliche Symptome sind Übelkeit, Bauchschmerzen, übermäßiger Durst, Verwirrtheit und Schläfrigkeit. Auch bei solchen Beschwerden, insbesondere den letztgenannten, ist dringend eine Ärztin oder ein Arzt oder die nächste Notaufnahme aufzusuchen. Um das zu vermeiden ist es wichtig, den sogenannten „Sick Day Rules“ zu folgen: Das Medikament wird nicht an Tagen eingenommen, an denen man fieberhaft erkrankt ist, Kreislaufbeschwerden hat oder unter Durchfall oder Erbrechen leidet.

Nach Beginn der Behandlung kann die glomeruläre Filtrationsrate (GFR) leicht abnehmen, an der die Nierenfunktion gemessen wird. Das kann erschrecken, ist aber nur durch den veränderten Blutfluss und abnehmenden Druck im Nierenkörperchen bedingt. Er zeigt keine Krankheitsverschlechterung an, im Gegenteil – durch diesen Effekt wird die Niere langfristig geschützt.

04. In aller Kürze

SGLT2-Inhibitoren sind wertvolle Medikamente bei chronischen Nierenkrankheiten, insbesondere bei einer vermehrten Eiweißausscheidung. Durch vielfache positive Effekte auf die Nierenkörperchen senken sie die Eiweißausscheidung und führen langfristig zu einem langsameren Verlust von Nierenfunktion.

Quellen

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Schwenger, Vedat (2022): SGLT2-Inhibitoren und Begleiterkrankungen: Schutz für Niere und Herz

Dtsch Arztebl; 119(27-28): [21]; DOI: 10.3238/PersDia.2022.07.11.05

Zelniker TA, Braunwald E. (2020): Mechanisms of Cardiorenal Effects of Sodium-Glucose Cotransporter 2 Inhibitors: JACC State-of-the-Art Review. J Am Coll Cardiol.; 4;75(4):422-434. doi: 10.1016/j.jacc.2019.11.031

Ferrannini E. (2017): Sodium-Glucose Co-transporters and Their Inhibition: Clinical Physiology. Cell Metab.; 5;26(1):27-38. doi: 10.1016/j.cmet.2017.04.011

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