Wie finde ich die richtige Praxis oder Klinik?
Das deutsche Gesundheitssystem ist eines der fortschrittlichsten der Welt. Es wird unterteilt in hausärztliche und fachärztliche, stationäre und ambulante Versorgung. Es kann herausfordernd sein, sich zurechtzufinden. Prinzipiell hast Du immer die freie Wahl, an wen Du Dich wenden möchtest. Doch wer ist für Dein Anliegen am besten geeignet? Hier geben wir Dir eine kurze Hilfestellung, wie Du die richtige Praxis oder Klinik findest.
01. Was bedeutet die Trennung von ambulanter und stationärer Versorgung?
In Deutschland sind die ambulante und stationäre Versorgung voneinander getrennt. Auch wenn in den letzten Jahren die scharfe Trennung mehr und mehr aufgeweicht wurde, bemerkt man sie als Patientin oder Patient immer noch recht stark. Wenn es um die Ausstellung von Rezepten geht oder um weitere Untersuchungen, kann es beispielsweise sein, dass das Krankenhaus auf eine ambulante fachärztliche Praxis verweist oder umgekehrt. Für Dich bedeutet das einen Mehraufwand. Um Dir den Weg zu weisen, möchten wir anhand einiger Beispiele den Aufbau des Gesundheitssystems erklären.
Zu dem ambulanten Versorgungsbereich zählen zum Beispiel:
hausärztliche Praxen
fachärztliche Praxen
physiotherapeutische Praxen
Pflegedienste
Du kannst wählen, an wen Du Dich wenden möchtest. Oft suchen Menschen einen ambulanten Versorgungsbereich auf, der in ihrer Nähe liegt.
Eine stationäre Behandlung hingegen muss immer begründet werden. Sie kommt nur dann infrage, wenn sie ambulant nicht oder nicht ausreichend möglich ist. So ist zum Beispiel eine Darmspiegelung zur Vorsorge häufig auch in einer niedergelassenen fachärztlichen Praxis möglich. Liegen jedoch schwere Begleiterkrankungen vor oder ist ein aufwändiges Narkoseverfahren nötig, dann begründet das eine stationäre Aufnahme.
Zu dem stationären Versorgungsbereich zählen zum Beispiel:
Krankenhäuser
Rehabilitationskliniken
Notaufnahmen (als Bindeglied)
Meistens ist eine stationäre Versorgung damit verbunden, dass Du in der Klinik aufgenommen wirst und auch dort übernachtest.
Dazwischen gibt es verschiedene Übergangsformen. Dazu zählen:
Teilstationäre Behandlung: Hier verbringt die Patientin oder der Patient einige Stunden des Tages in der Klinik, übernachtet allerdings zu Hause.
Vor- und nachstationäre Behandlungen: Das sind etwa Vorbereitungen vor einer Operation oder die Nachsorge danach. Auch Hochschulambulanzen, wie zum Beispiel Spezialambulanzen, zählen dazu.
02. Ambulante Behandlung: Wie finde ich die richtige Praxis für mein Anliegen?
Eine zielgerichtete Wahl der ärztlichen Praxis ist entscheidend für eine gute medizinische Versorgung. Eine gute erste Anlaufstelle ist Deine Hausarztpraxis. Je nachdem, welche Beschwerden vorliegen, kannst Du von dort gezielt zu der entsprechenden fachärztlichen Disziplin überwiesen werden. Möglicherweise kann es auch sinnvoll sein, eine Spezialsprechstunde zu kontaktieren, vor allem wenn es um seltene oder besonders komplizierte Erkrankungen geht.
Hausärztliche Praxis: Deine erste medizinische Anlaufstelle
Die Hausärztin oder der Hausarzt ist oft die erste Anlaufstelle bei gesundheitlichen Problemen. Die hausärztliche Praxis kennt in der Regel die medizinische Geschichte ihrer Patientinnen und Patienten am besten und hat einen Überblick über ihre allgemeine Gesundheit. Hausärztinnen und -ärzte arbeiten in der Grundversorgung und behandeln eine breite Palette von Erkrankungen. Sie können behandeln und beraten bei allgemeinen Gesundheitsproblemen und chronischen Krankheiten und sie bieten vorbeugende Gesundheitsdienste wie Impfungen und regelmäßige Check-ups an.
Hausarztpraxen koordinieren bei der Therapie aber auch zwischen niedergelassenen fachärztlichen Praxen und Krankenhäusern. Bei Bedarf können sie eine Überweisung zu einer fachärztlichen Disziplin ausstellen und die Behandlungen verschiedener Spezialdisziplinen koordinieren.
Beim Verschreiben von Medikamenten oder Behandlungen sind Hausärztinnen und Hausärzte meistens an ein Budget gebunden. Bei sehr teuren Medikamenten oder Behandlungen werden Patientinnen und Patienten manchmal gebeten, sich für Rezepte an eine fachärztliche Praxis oder eine Hochschulambulanz zu wenden.
Fachärztliche Praxen: Spezialisiert auf bestimmte medizinische Bereiche
Fachärztinnen und Fachärzte konzentrieren sich auf ein spezielles medizinisches Gebiet, wie etwa Nieren-Erkrankungen (Nephrologie) oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen (Kardiologie). Durch die Spezialisierung kennen sich Fachärztinnen und Fachärzte in ihrem Bereich besonders gut aus. Dadurch wissen sie sehr gut, was für die Diagnose und Behandlung wichtig ist.
Hochschulambulanzen und Spezialsprechstunden in Zentren: Spezialisiert auf komplizierte und seltene Erkrankungen
In medizinischen Zentren gibt es Spezialsprechstunden, die sich auf bestimmte komplizierte und/oder seltene Krankheitsbilder konzentrieren. Diese Zentren verfügen oft über ärztliche Teams, die aus verschiedenen Fachdisziplinen bestehen. Solche Spezialsprechstunden sind besonders wertvoll, wenn bei einer Erkrankung mehrere Fachdisziplinen eine Rolle spielen oder seltene Spezialkenntnisse erforderlich sind. Durch die Spezialisierung auf bestimmte seltene Erkrankungen verfügen die ärztlichen Teams von Spezialsprechstunden über besonders viel Erfahrung damit. Sie können neue therapeutische Erkenntnisse besonders früh umsetzen und wissen, welche Studien auf ihrem Spezialgebiet durchgeführt werden.
An ein spezialisiertes Zentrum kann man sich direkt selbst wenden. Auch eine hausärztliche oder fachärztliche Überweisung ist möglich.
Ein Beispiel:
Eine Minimal Change Disease (MCD) und eine fokal segmentale Glomerulosklerose (FSGS) sind seltene Erkrankungen. In Deutschland erkrankt weniger als 1 von 100.000 Personen pro Jahr an einer MCD oder einer FSGS. Das bedeutet, in einer Großstadt wie Köln erkranken jährlich ungefähr 6 bis 8 Menschen an einer MCD oder einer FSGS. In kleineren Gemeinden mit etwa 25.000 Einwohnern könnte sogar nur alle 5 bis 6 Jahre eine MCD oder eine FSGS diagnostiziert werden. Es kann also sein, dass eine MCD oder eine FSGS einer Ärztin oder einem Arzt im Laufe des Berufslebens nur sehr selten oder sogar gar nicht begegnet. Das schränkt ihre Erfahrungen damit deutlich ein.
Als Spezialsprechstunde kann die FOrMe-Sprechstunde für MCD und FSGS auf umfangreiche Erfahrungen zurückgreifen. Jährlich werden rund 150 Patientinnen und Patienten im Rahmen der FOrMe-Sprechstunde behandelt.
03. In aller Kürze
Hausärztinnen und Hausärzte sind oft die erste Anlaufstelle bei medizinischen Fragen. Sie begleiten ihre Patientinnen und Patienten langfristig und koordinieren ihre allgemeinen Gesundheitsbedürfnisse. Bei Bedarf leiten sie an die passende fachärztliche Versorgung weiter. Fachärztinnen und Fachärzte sind auf bestimmte medizinische Bereiche spezialisiert. Für besonders komplizierte oder seltene Erkrankungen bieten Spezialsprechstunden in medizinischen Zentren zusätzliche Unterstützung, um die bestmögliche Versorgung sicherzustellen.
04. Zum Weiterlesen
Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen: Gesundheitsversorgung in Deutschland.
Bundesministerium für Gesundheit (2023): Schaubild „Unser Gesundheitssystem".
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