Minimal Change Disease (MCD)
Die Minimal Change Disease, kurz MCD, ist eine Erkrankung der Nierenfilter. Bei der MCD kommt es zu einer vorübergehenden Schädigung der sogenannten Fußfortsatzzellen (Podozyten) des Nierenfilters. Der Name der Erkrankung erklärt sich dadurch, dass sich unter einem Elektronenmikroskop nur sehr kleine (minimale) Veränderungen (Changes) des Nierenfilters zeigen. Die Beschädigung führt dazu, dass der Filter undicht wird und Eiweiß in den Urin verloren geht. Welche Ursachen hat die Erkrankung? Welche Symptome können auftreten? Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es? Diese Aspekte werden im folgenden Artikel beleuchtet.
01. Was ist eine MCD?
Die Minimal Change Disease ist eine Erkrankung der Nieren, bei der die winzigen Filtereinheiten der Nieren, die sogenannten Glomeruli, betroffen sind. Normalerweise sorgen diese Nierenkörperchen dafür, dass schädliche Stoffe aus dem Blut entfernt werden, während sie nützliche Substanzen zurückhalten. Bei der MCD kommt es zu einer Veränderung des Nierenfilters, die unter dem Mikroskop zwar klein erscheint, aber dennoch zu erheblichen Problemen führen kann. Die Erkrankung betrifft häufiger Kinder als Erwachsene.
Was ist ein Elektronenmikroskop?
Unter einem Elektronenmikroskop werden Dinge sichtbar, die selbst für ein normales Mikroskop zu klein sind. Das funktioniert, indem dieses Mikroskop anstelle von Licht winzige Teilchen (Elektronen) nutzt. Die Elektronen prallen ab oder gehen durch das Objekt hindurch. So erzeugen sie ein Bild, das viel detaillierter ist, als es mit Licht möglich wäre.
02. Welche Ursachen hat eine MCD?
Die genauen Ursachen der Minimal Change Disease sind noch nicht vollständig verstanden.
Die häufigste Ursache einer MCD ist eine Fehlsteuerung des Immunsystems (sogenannte Autoimmunerkrankung). Derzeit wird angenommen, dass Antikörper gegen Eiweiße des Nierenfilters hierfür ursächlich sind. Bei manchen Menschen kann die Krankheit nach einer Infektion auftreten, was darauf hindeutet, dass eine MCD auch durch Immunreaktionen auf Infektionen ausgelöst werden kann.
Es gibt auch einige Hinweise darauf, dass genetische Faktoren eine Rolle spielen können, da die Krankheit manchmal in Familien gehäuft auftritt.
Darüber hinaus können auch Umweltfaktoren und bestimmte Medikamente das Risiko für die Entwicklung der Minimal Change Disease erhöhen, obwohl die genaue Beziehung noch nicht vollständig verstanden ist. Insgesamt sind weitere Forschungen erforderlich, um die genauen Ursachen der Krankheit zu erklären.
03. Welche Symptome habe ich, wenn ich an MCD erkrankt bin?
Die MCD zeigt sich üblicherweise als nephrotisches Syndrom. Häufige Symptome bei einem nephrotischen Syndrom sind:
Gewichtszunahme
Wassereinlagerungen im Gewebe (Ödeme)
Schäumender Urin
Schwäche, Müdigkeit
verminderter Appetit
erhöhte Anfälligkeit für Infekte
Ausführliche Informationen dazu findest Du in unserem Artikel zu den Symptomen eines nephrotischen Syndroms.
04. Wie wird eine MCD behandelt?
Die Behandlung der Minimal Change Disease konzentriert sich in der Regel darauf, die Symptome zu kontrollieren und die Nierenfunktion zu verbessern. Die Behandlung umfasst üblicherweise:
Kortikosteroide: Oft wird eine MCD als erstes mit Kortikosteroiden wie Prednisolon behandelt. Kortikosteroide wirken, indem sie das Immunsystem unterdrücken und Entzündungen reduzieren, die für die Krankheit verantwortlich sein könnten. Rund 80% der Patientinnnen und Patienten sprechen auf diese Behandlung an.
Immunsuppressiva: Auch andere Immunsuppressiva können zur Behandlung der MCD eingesetzt werden. Kommt es zu häufigen Rückfällen, ist eine Therapie mit diesen Medikamenten sinnvoll, da sie weniger Nebenwirkungen hervorrufen als Steroide. Bei der MCD werden Calcineurininhibitoren (z.B. Ciclosporin oder Tacrolimus), Mycophenolatmofetil (MMF) oder Rituximab als Infusion eingesetzt. Manchmal kann es notwendig sein, mehrere Immunsuppressiva zu kombinieren. Hierzu kann Deine Ärztin oder Dein Arzt Dich ausführlich beraten. Diuretika (Wassertabletten): Diese Medikamente können verschrieben werden, um überschüssige Flüssigkeit aus dem Körper zu entfernen und Wassereinlagerungen (Ödeme) zu reduzieren.
Blutdruckkontrolle: Haben Menschen einen erhöhten Blutdruck, kann es nötig sein, dass sie blutdrucksenkende Medikamente einnehmen, um das Risiko von Komplikationen zu verringern.
Ernährungsberatung: Eine ausgewogene Ernährung, die den Verlust von Eiweiß und anderen wichtigen Nährstoffen ausgleicht, kann ebenfalls Teil der Behandlung sein.
Blutverdünnung: Bei einer aktiven MCD gehen Eiweiße über den Urin verloren und damit auch Faktoren, die die Gerinnung hemmen. Dadurch entsteht ein erhöhtes Risiko für Thrombosen. Deshalb wird Deine Ärztin oder Dein Arzt Dir möglicherweise blutverdünnende Medikamente zum Schutz vor Thrombosen verschreiben.
Osteoporoseprophylaxe: Viele Menschen mit MCD haben häufig Steroide erhalten, welche langfristig zu einer Osteoporose führen können. Daher werden möglicherweise Medikamente eingesetzt, die die Entstehung einer Osteoporose verhindern können.
Die Behandlung wird in der Regel von einer Nephrologin oder einem Nephrologen geleitet und individuell auf eine Person zugeschnitten. Oft lassen sich durch die Behandlung die Fußfortsätze der Podozyten wiederherstellen und der Filter abdichten. Leider haben viele Patientinnen und Patienten (rund 60%) im Verlauf einen Rückfall und müssen dann erneut für längere Zeiträume behandelt werden. Dennoch kommt es nur bei wenigen Menschen mit MCD zu einer dauerhaften Einschränkung der Nierenleistung. Die Wahrscheinlichkeit, dass ihre Nieren vollständig versagen und sie auf eine Dialyse angewiesen sind, ist gering. Mit der richtigen medizinischen Betreuung können die meisten Menschen mit dieser Krankheit ein normales Leben führen. Hier findest Du einen ausführlichen Beitrag zur Behandlung beim nephrotischen Syndrom.
05. In aller Kürze
Die Minimal Change Disease ist eine Erkrankung, bei der es zu einer vorübergehenden Schädigung bestimmter Zelltypen, den sogenannten Podozyten des Nierenfilters kommt. Eine MCD äußert sich in der Regel als nephrotisches Syndrom. Überwiegend sprechen Menschen mit einer MCD gut auf eine Therapie mit Kortikosteroiden an, eventuell werden andere Medikamente verwendet, die das Immunsystem unterdrücken. Die Wahrscheinlichkeit, ein vollständiges Nierenversagen zu erleiden und auf eine Dialyse angewiesen zu sein, ist gering.
06. Zum Weiterlesen
Uniklinik Köln. Spezialambulanz FSGS / MCD der Uniklinik Köln: Detaillierte Informationen und Antworten zu häufig gestellten Fragen.
Englisch:
National Kidney Foundation: Minimal Change Disease.
Quellen
Kidney Disease (2021). Improving Global Outcomes (KDIGO). KDIGO 2021 Clinical Practice Guideline for the Management of Glomerular Diseases. Kidney International, 100(4S), 1-276. doi:10.1016/j.kint.2021.05.021
Wie findest Du diesen Beitrag?