Verlauf und Prognose des nephrotischen Syndroms
Die Prognose und Lebenserwartung bei einem nephrotischen Syndrom hängen von verschiedenen Faktoren ab. Dazu gehören die zugrunde liegenden Ursachen, die Schwere der Erkrankung sowie die Wirksamkeit der Behandlung. Der Verlauf des nephrotischen Syndroms kann somit sehr unterschiedlich sein. Einige Menschen sprechen gut auf die Behandlung an, während bei anderen die Erkrankung fortschreitet und zu Folgeproblemen wie Bluthochdruck oder einem Nierenversagen führen kann. In diesem Artikel werden wichtige Fragen zu Verlauf und Prognose des nephrotischen Syndroms beantwortet.
01. Wie sehen die Prognose und Lebenserwartung bei einem nephrotischen Syndrom aus?
Mit der richtigen Diagnostik und Behandlung haben Patientinnen und Patienten mit einem nephrotischen Syndrom eine gute Prognose. Die Prognose hängt allerdings von der Grunderkrankung ab. Grundsätzlich kann bei Kindern die Erkrankung im Erwachsenenalter verschwinden. Bei einer Erkrankung im Erwachsenenalter ist das nicht der Fall.
Bei der Minimal Change Disease (MCD) erleiden viele Betroffene im Verlauf einen Rückfall und müssen erneut für längere Zeiträume behandelt werden. Dennoch kommt es nur bei wenigen Menschen mit MCD zu einer dauerhaften Einschränkung der Nierenleistung. Die Wahrscheinlichkeit, dass ihre Nieren vollständig versagen und sie auf eine Blutwäsche (Dialyse) angewiesen sind, ist eher gering.
Die Vorhersage, wie sich die Erkrankung entwickelt, ist bei der fokal segmentalen Glomerulosklerose (FSGS) anders: Obwohl Forschergruppen immer mehr über die FSGS wissen, gestaltet sich die Therapie weiterhin schwierig. Viele Betroffene müssen dauerhaft Medikamente einnehmen und brauchen eine Dialyse (Blutwäsche) oder eine Nierentransplantation.
Neben der Grunderkrankung ist die Prognose von vielen weiteren Faktoren abhängig. Dazu gehören:
wie schwer die Erkrankung ist,
ob und welche Begleiterkrankungen Menschen haben,
welche Lebensstilfaktoren bestehen, zum Beispiel Ernährung, Übergewicht, Nikotinkonsum,
wann die Diagnose gestellt wird,
wie eine Person auf die Behandlung anspricht.
Die Prognose und Lebenserwartung sind somit sehr individuell und es können keine allgemeinen Aussagen getroffen werden. Menschen mit nephrotischem Syndrom sollten regelmäßig ärztlich untersucht werden, um den Verlauf der Erkrankung zu überwachen und die bestmöglichen Behandlungsoptionen zu erhalten.
02. Ist das nephrotische Syndrom heilbar?
Das nephrotische Syndrom ist bei Erwachsenen in den meisten Fällen nicht vollständig heilbar. Die Behandlung zielt darauf ab, die Beschwerden zu lindern, den Krankheitsverlauf zu verlangsamen und Komplikationen zu verhindern.
Bei Kindern und Jugendlichen kann die Erkrankung bis sie etwa 20 Jahre alt sind verschwinden.
03. Wie schnell nach Behandlungsbeginn tritt eine Besserung ein?
Wie wirksam eine Behandlung ist und wie schnell sich Menschen besser fühlen, ist sehr individuell. Normalerweise sollte bis 3 Monate nach Beginn einer neuen Behandlung eine Besserung eintreten. Manchmal sprechen Menschen nicht auf die Medikation an und die Behandlung wird angepasst.
04. Welche gesundheitlichen Probleme können langfristig durch die Erkrankung entstehen?
Das nephrotische Syndrom kann langfristig zu verschiedenen gesundheitlichen Problemen führen, insbesondere wenn es nicht oder nicht angemessen behandelt wird:
Nierenfunktionseinschränkung: Die Nieren können im Verlauf immer weniger funktionieren bis hin zu einer akuten Nierenschädigung. Dann ist ein sogenanntes Nierenersatzverfahren wie eine Dialyse oder eine Nierentransplantation nötig.
Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Menschen mit nephrotischem Syndrom haben ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Ursache dafür können auch erhöhte Blutfettwerte (Hyperlipidämie) sein.
Thrombose und Embolie: Der Verlust von Proteinen über den Urin kann das Blutgerinnungssystem beeinträchtigen und das Risiko für Blutgerinnsel (Thrombosen) und Blutgefäßverschlüsse (Embolien) erhöhen.
Infektionen: Das Immunsystem kann durch den Verlust von Proteinen im Urin geschwächt werden, was zu einem erhöhten Risiko für Infektionen führt.
Osteoporose: Im Verlauf kann ein Vitamin-D-Mangel auftreten. Das kann dazu führen, dass zu wenig Kalzium im Blut ist und die Knochen geschwächt und brüchig werden (Osteoporose).
Blutarmut: Die Nieren können wichtige Funktionen für die Blutbildung nicht mehr übernehmen, was zu einer Anämie führen kann.
Mangelernährung: Der Verlust von Proteinen im Urin kann zu einer unzureichenden Versorgung des Körpers mit wichtigen Nährstoffen führen, was zu einer Mangelernährung führen kann.
Wachstumsverzögerung bei Kindern: Kinder mit nephrotischem Syndrom können aufgrund von Proteinverlust und Medikamentennebenwirkungen eine Wachstumsverzögerung erleben.
Nicht alle Menschen, die mit dem nephrotischen Syndrom leben, entwickeln zwangsläufig diese Probleme. Die Schwere und das Ausmaß der Komplikationen sind individuell unterschiedlich. Eine angemessene Behandlung kann das Risiko von langfristigen Komplikationen verringern.
05. Wie oft ist eine Kontrolle der Laborwerte erforderlich, um Komplikationen zu vermeiden?
Wie oft Menschen ihre Werte ärztlich kontrollieren lassen sollten, ist individuell und vom Verlauf der Erkrankung abhängig. Gerade während die Behandlung eingestellt wird, sind häufigere Untersuchungen sinnvoll. Sobald die Symptome unter Kontrolle sind und Menschen gute Laborwerte haben, können die Kontrollintervalle verlängert werden. Das Behandlungsteam legt die ideale Häufigkeit im Gespräch mit Patientinnen und Patienten fest.
06. In aller Kürze
Das nephrotische Syndrom kann sehr unterschiedlich verlaufen, die Symptome können von Person zu Person variieren. Je früher die Erkrankung erkannt und angemessen behandelt wird, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit für einen schweren Verlauf und Folgeprobleme. Die zugrunde liegenden Ursachen, die Schwere der Erkrankung sowie die Wirksamkeit der Behandlung bestimmen die individuelle Prognose. Bei Kindern und Jugendlichen kann die Erkrankung wieder verschwinden.
Quellen
Keil, A., & Huber, T. B. (2013). Nephrotisches Syndrom Bei erwachsenen. Der Nephrologe, 8(2), 156–164. doi:10.1007/s11560-012-0692-1
Kidney Education. 22: Nephrotisches Syndrom. kidneyeducation. https://kidneyeducation.com/German/Nephrotisches-Syndrom/740. (Abruf am 06.02.2024)
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